Vererbungstabellen

Bevor wir uns dem geschlechtsgebundenen Rot zuwenden, müssen wir noch einige Übungen mit unseren Vererbungstabellen durchführen. Wir fangen zunächst einmal ganz einfach an und verpaaren eine schwarze weibliche Katze mit einem blauen Kater.

Unabhängig von den übrigen Genen betrachten wir zunächst nur einmal das Gen D, welches ja den Unterschied zwischen Schwarz und Blau ausmacht. Die Verdünnung kann nur dann merkmalsprägend werden, wenn das rezessive Gen doppelt vorhanden ist. Somit ist der Kater eindeutig gekennzeichnet durch d d. Die weibliche Katze dagegen könnte reinerbig A A oder mischerbig A a sein. Nur aus einer Testverpaarung würden wir Klarheit über ihren Genotyp erhalten. Um uns mit den Vererbungstabellen vertraut zu machen, werden wir beide Beispiele einmal durch spielen.

1. Die weibliche Katze ist reinerbig für Nicht-Verdünnung (DD), der Kater reinerbig für Verdünnung (dd)

 

 

blauer Kater

d

d

schwarze Katze

D

Dd

Dd

D

Dd

Dd

Die Nachkommen unsere Beispielverpaarung werden folglich alle phänotypisch schwarz werden und genotypisch alle das vom Vater ererbte Verdünnungsgen d erhalten. Alle unsere schwarzen Nachkommen sind folglich mischerbig für Nicht-Verdünnung, weil sie das rezessive Verdünnungsgen tragen!

2. Die weibliche Katze ist mischerbig für Nicht-Verdünnung (Dd), der Kater reinerbig für Verdünnung (dd)

 

blauer Kater

d

d

schwarze Katze

D

Dd

Dd

d

dd

dd

Die Nachkommen dieser Beispielverpaarung werden zur einen Hälfte Schwarz und zur anderen Hälfte Blau werden. Die schwarzen Nachkommen werden wie bei der ersten Beispielverpaarung ebenfalls mischerbig für Nicht-Verdünnung sein!

Jetzt müssen wir unsere Vererbungstabelle erweitern. Unsere schwarze weibliche Katze soll jetzt eine Tabbyzeichnung erhalten. Zusätzlich zum Gen D führen wir jetzt das Gen A ein. Unser blauer Beispielkater zeigt keine Tabbyzeichnung und ist somit reinerbig für Non-Agouti a a. Unsere schwarz gestromte weibliche Katze dagegen könnte wieder reinerbig oder auch mischerbig für Agouti sein, AA oder Aa kurz A-, denn bei dem Agouti Gen handelt es sich um ein dominantes Gen.

3. Die weibliche Katze ist reinerbig für Agouti und Nicht-Verdünnung (AA DD), der Kater reinerbig für Nicht-Agouti (aa) und Verdünnung (dd)

 

blauer Kater

a

a

d

d

d

d

schwarze Katze gestromt

A

D

Aa Dd

Aa Dd

Aa Dd

Aa Dd

d

Aa Dd

Aa Dd

Aa Dd

Aa Dd

A

D

Aa Dd

Aa Dd

Aa Dd

Aa Dd

d

Aa Dd

Aa Dd

Aa Dd

Aa Dd

 

Aus dieser Beispielverpaarung erhalten wir alles Kätzchen in der Farbe schwarz gestromt. Sie werden alle mischerbig für Nicht-Agouti und für Nicht-Verdünnung sein!

Zum Abschluss verwandeln wir noch einmal unsere weibliche Katze in einen anderen Genotyp, ohne ihre äußeren Merkmale zu ändern.

4. Die weibliche Katze ist mischerbig für Non-Agouti und mischerbig für Nicht-Verdünnung (Aa Dd), der Kater reinerbig für Non-Agouti (aa) und Verdünnung (dd)

 

 

blauer Kater

a

a

d

d

d

d

schwarze Katze, gestromt

A

D

Aa Dd

Aa Dd

Aa Dd

Aa Dd

d

Aa dd

Aa dd

Aa dd

Aa dd

A

D

aa Dd

aa Dd

aa Dd

Aa Dd

d

aa dd

aa dd

aa dd

aa dd

 

Jetzt finden wir schon eine recht vielfältige Farbpalette bei unseren Kitten vor: 25% werden wie die Mutter (phänotypisch und genotypisch) schwarz gestromt und sind mischerbig für Non-Agouti und Nicht-Verdünnung (Aa Dd), 25% werden blau gestromt und sind reinerbig für mischerbig Non-Agouti und reinerbig für Verdünnung (Aa dd), 25% werden schwarz und sind reinerbig für Non-Agouti und mischerbig für Nicht-Verdünnung (aa Dd) und die letzten 25% werden wie der Vater (phänotypisch und genotypisch) Blau und sind reinerbig für Non-Agouti und Verdünnung.

Unsere Vererbungstabellen sehen jetzt schon wesentlich komplizierter aus, bleiben aber noch übersichtlich. Würden wir jetzt noch weitere Gene betrachten, so geht der Überblick schnell verloren. Es ist deshalb sehr empfehlenswert immer nur ein bis maximal 3 Gene in diesen Vererbungstabellen gleichzeitig zu betrachten!

Wer jetzt einmal üben möchte hat hier die Gelegenheit. Wir verpaaren eine schwarz gestromte weibliche Katze (Aa DD) mit einem schwarz gestromten Kater (AADd) und warten gespannt auf die möglichen Farben der Kitten.

 

 

schwarzer Kater gestromt

A

A

D

d

D

d

schwarze Katze, gestromt

A

D

 

 

 

 

D

 

 

 

 

a

D

 

 

 

 

D

 

 

 

 

 

Das Orange Gen O

 

Wer bisher gut aufgepasst hat, der weiß inzwischen, dass es sich bei der Farbe Rot um einen Sonderfall in der Farbgenetik handelt. Das Gen O liegt nicht auf einem der Autosomen sondern auf dem Heterosom, genau gesagt auf dem X-Chromosom. Es vererbt sich somit geschlechtsgebunden. Eine weibliche Katze hat ja bekanntlich 2 X-Chromosomen, während der Kater hingegen nur über ein X-Chromosom verfügt. Aus der Praxis wissen wir, dass dies zu unterschiedlichen Ergebnissen bei den Kitten führt. Es bedeutet ebenfalls, das sich die Farbe Rot nicht in rezessiver Weise, wie etwa die Verdünnung, weiter vererben kann. Während zwei schwarze Katzen auch blaue Nachkommen haben können, ist dies bei Rot nicht möglich. Katzen, die in ihren äußeren Merkmalsprägungen kein Rot zeigen, können auch kein Rot vererben! Wenn ihnen also ein Züchter eine nichtrote Katze verkaufen will mit der Bemerkung, sie würde die Veranlagung für Rot tragen, dann gehen Sie besser zum nächsten Züchter!

Eine rote weibliche Katze muss auf beiden X-Chromosomen das Gen O tragen. In jeder Zelle ist nur ein X-Chromosom wirksam, während das zweite X-Chromosom inaktiviert ist. Welches X-Chromosom gewissermaßen eingeschaltet ist, ist dem Zufall überlassen. Trägt also eine weibliche Katze nur auf einem X-Chromosom das Gen O, so kann sie folgerichtig auch nur an den Stellen Rot werden, an denen dieses Gen eingeschaltet ist. Ach so, stellen wir jetzt erstaunt fest, deshalb gibt es die wunderschönen Torties, mit den erstaunlichsten Rot/Schwarz Verteilungen. Genau!

Doch warum gibt es keine männlichen Torties? Eben genau aus dem gleichen Grund. Kater haben nur ein X-Chromosom und dieses muss in allen Zellen wirksam sein.

Nun kommen wir zu einigen Beispielverpaarungen. Fangen wir mit einem einfachen Beispiel an:

1. Eine rote weibliche Katze (Xo Xo) verpaaren wir mit einem roten Kater (Xo Y).

 

 

roter Kater

Xo

y

rote Katze

Xo

Xo Xo

Xo y 

X

Xo X 

Xo y 

 

Diese Verpaarung ist die sicherste um zu roten Katzen zu kommen. Wir sehen dass alle Nachkommen, weiblich oder männlich, rot werden!

2. Eine tortie Kätzin (Xo X) verpaaren wir mit einem roten Kater (Xo Y).

 

 

roter Kater

Xo

y

tortie Katze

Xo

Xo Xo

Xo y 

X

Xo X 

X  y 

 

Jetzt haben wir einen wunderschönen bunten Wurf: Eine rote weibliche Katze (Xo Xo), einen roten Kater (Xo y), eine tortie Kätzin (Xo X) und einen schwarzen Kater (X y). Bunter geht es nicht!

3. Eine schwarze Katze (X X) verpaaren wir mit einem roten Kater (Xo y).

 

 

roter Kater

Xo

y

schwarze Katze

X

Xo X 

X  y 

X

Xo X 

X  y 

 

Jetzt nimmt der Rotanteil bei unserem Nachwuchs beträchtlich ab. Rote weibliche Katzen kommen nicht mehr vor. Dafür brauchen wir bei dieser Verpaarung den Kitten nicht mehr unters Schwänzchen schauen: Die bunten Kitten sind Mädchen, die schwarzen Kitten sind Jungs!

4. Eine rote Kätzin (Xo Xo) verpaaren wir mit einem schwarzen Kater (X y).

 

 

schwarzer Kater

X

y

rote Katze

Xo

Xo X 

Xo y 

Xo

Xo X 

Xo y 

 

Wie schön! Fast das gleiche Ergebnis wie aus der vorhergehenden Verpaarung, nur sind die Kater nicht schwarz, sondern rot.

5. Eine tortie Kätzin (Xo X) verpaaren wir mit einem schwarzen Kater (X y).

 

 

schwarzer Kater

X

y

tortie Katze

Xo

Xo X 

Xo y 

X

X  X 

X  y 

 

Aus dieser Verpaarung erwarten wir je eine schwarze weibliche Katze (X X) und einen schwarzen Kater (X y) sowie eine tortie Kätzin (Xo X) und einen roten Kater (Xo y).

Das rote Gen O führt häufig zu Irrtümern bei der Farbbestimmung. Rot oder rot gestromt, das ist die Frage aller Fragen, denn das Non-Agouti Gen a kann sich nicht gegen das Gen O durchsetzten. Deshalb sind alle genetisch roten bzw. tortie Katzen mit einer mehr oder weniger deutlichen Tabbyzeichnung behaftet. Oftmals kann bei der Farbbestimmung, rot mit oder ohne Tabby, der Stammbaum hilfreich sein. Ist dies nicht möglich, muss nach Tabbymerkmalen gesucht werden.